Deutschlands größte Auskunftei denkt darüber nach, Verbraucherdaten bei Facebook und Co. zu sammeln.
Das ist der Titel eines Papiers, das es in sich hat. Auf mehr als zwei Seiten wird darin aufgezählt, was die größte Auskunftei und das renommierteste IT-Institut Deutschlands für denkbar und möglich halten: Wie Millionen Verbraucher mithilfe von Daten aus dem Internet durchleuchtet werden, um damit ihre Kreditwürdigkeit besser beurteilen zu können.
Anfang dieser Woche hatten die Schufa und das Hasso-Plattner-Institut für Softwaresystemtechnik der Universität Potsdam (HPI) bestätigt, das sie ein "gemeinsames Web-Forschungsprojekt" unter dem Namen "SchufaLab@HPI" gestartet haben. Von "Analyse und Erforschung von Daten aus dem Web" ist in einer Pressemitteilung die Rede. Was sich genau hinter dem Vorhaben verbirgt, wird bis dato noch nicht verraten.
Man spricht von "Projektmöglichkeiten und Denkrichtungen", die jedoch vor allem in eine Richtung gehen: aus unzähligen Quellen im Internet sollen gezielt Daten über Verbraucher gesammelt werden. Bei Facebook zum Beispiel, wo man auch die Kontakte der Mitglieder betrachten könne, um Beziehungen zwischen Personen zu untersuchen und hierbei Zusammenhänge mit der Kreditwürdigkeit der Verbraucher zu finden. Doch die Liste ist viel länger: Es geht um berufliche Netzwerke wie Xing oder LinkedIn, den Kurznachrichtendienst Twitter, Personensuchmaschinen wie Yasni, Geodatendienste wie Google Street View und selbst Mitarbeiterverzeichnisse von Unternehmen oder den Autorenkatalog der Deutschen Nationalbibliothek.
Diese all umspannende Suche ist Datenschutzrechtlich bedenklich
Überall, so die Idee, könnten mittels sogenannter Crawling-Technologien, wie sie auch Suchmaschinen wie Google verwenden, Daten gewonnen werden, um sie mit Schufa-eigenen Verbraucherdaten zu verknüpfen und schließlich - wie es in einem anderen Papier heißt - "aus Business-Sicht zu bewerten". Auf diese Weise "soll ein Pool entstehen, der von der Schufa für existierende und künftige Produkte und Services eingesetzt werden kann". Allgemein, heißt es in dem Papier, gehe es darum, "Chancen und Bedrohungen für das Unternehmen zu identifizieren und zu bewerten".
Offiziell ist bisher alles nur Theorie
Ein Schufa-Sprecher sagte, bei dem am 1. April 2012 gestarteten "SchufaLab@HPI" gehe es lediglich um "erste technologische 'Denkrichtungen' in einem rein wissenschaftlichen 'Ideenraum'": "Selbstverständlich entsprechen alle 'Projektideen' dem juristischen und legalen Rahmen in Deutschland." Sein Unternehmen wolle mit dem Forschungsprojekt "einen aktiven Beitrag zur Meinungsbildung und Sensibilisierung leisten", "sei es durch die Veröffentlichung der Forschungsergebnisse in einer Studie oder Diskussion im öffentlichen und politischen Raum". Von einer Veranstaltung im kommenden September ist die Rede, auf der man Näheres erläutern wolle.
Wir als Datenschützer meinen, das es hochgefährlich ist, wenn verschiedene Datensammlungen mit persönlichen Lebensläufen und Angaben von einem Wirtschaftsunternehmen zusammengeführt und ausgenutzt werden.
Es kann nicht von der allgemeinen Annahme ausgegangen werden, das Nutzer mit der Onlinestellung von individuellen Daten automatisch einem Vergleich durch Onlinesuchedienste zugestimmt haben.