Mehr als eine Milliarde Logins sollen Hacker erbeutet haben. Die erschütternde Dimension: Damit wäre womöglich die Hälfte aller Internet-User weltweit betroffen. Wer die Täter sind, ist bereits klar.
Es könnte der wohl bisher größte Datendiebstahl im Internet sein: Russische Hacker haben nach Erkenntnissen amerikanischer IT-Sicherheitsexperten rund 1,2 Milliarden Einwahl-Kombinationen für Internetprofile erbeutet. Die Datensätze bestünden aus Benutzernamen und Passwörtern, erklärte die amerikanische Sicherheitsfirma Hold Security der "New York Times". Dabei seien über 500 Millionen verschiedene E-Mail-Adressen betroffen.
Hold Security habe die Daten in Untergrundkanälen im Internet entdeckt und auch mit der Hacker-Gruppe aus Zentralrussland kommuniziert, berichtete die Zeitung. Die Einwahldaten stammen demnach von rund 420.000 Websites, darunter seien bekannte Firmennamen ebenso wie kleine Seiten.
Die Sicherheitsfirma macht keine Angaben dazu, welche Websites betroffen sind. Ein von der Zeitung zur Analyse hinzugezogener Experte habe die Echtheit der Daten bestätigt, schrieb die "New York Times".
Wie viele Geschädigte sind es?
Anhand der Informationen ist es schwer abzuschätzen, wie viele Menschen genau von dem Datenklau betroffen sind. Manche nutzen verschiedene E-Mail-Adressen, unter den Datensätzen könnten auch alte Profile oder Spam-Accounts sein. Dennoch ist Datendiebstahl dieser Art immer gefährlich: Viele Internetnutzer setzen die gleiche Kombination von Benutzernamen oder E-Mail-Adressen und Passwörtern bei verschiedenen Websites ein und sind dann auf breiter Front betroffen.
Auf jeden Fall wäre es eine erschütternde Dimension für einen Datendiebstahl: Das Internet hat nach Schätzungen insgesamt zwischen 2 und 2,5 Milliarden Nutzer.
Die meisten der betroffenen Websites seien immer noch angreifbar, sagte Hold-Chef Alex Holden. Sie seien ebenso wie Behörden unterrichtet worden. Die Angreifer hätten die erbeuteten Informationen bisher für den Versand von Spam-E-Mails mit Werbung oder mit Links zu Schad-Programmen benutzt. Sie erwägten aber auch, sie zu verkaufen, hieß es.
Technisch sei ein so breit angelegter Angriff dank eines sogenanntes Botnetzes mit vielen infizierten Computern möglich. Wenn ein nichtsahnender Nutzer mit einem solchen Rechner eine Website ansteuere, prüfe das Botnetz, ob die angreifbar sei.
Das dreckige Dutzend
Man wisse, dass die Gruppe im Süden Zentralrusslands ihre Basis habe, erklärte Hold Security. Sie bestehe aus weniger als einem Dutzend Männer im Alter unter 30 Jahren, die sich persönlich kennen, hieß es. Die Server befänden sich in Russland. In der Gang gebe es eine klare Arbeitsteilung: "Die einen schreiben die Programme, die anderen stehlen die Daten."
Insgesamt habe die Gruppe 4,5 Milliarden Datensätze erbeutet, erklärte Hold Security. Nach Abzug von Doppelungen seien 1,2 Milliarden Kombinationen von Benutzername und Passwort übrig geblieben.
Quelle: welt.de